Cannabispflanze bei ADHS: Innovation oder Risiko in der Behandlung?

Erstellt am:23.09.2025- Zuletzt aktualisiert:23.09.2025

Für Erwachsene mit ADHS fühlt sich der Alltag oft wie permanenter Ausnahmezustand an: Gedanken rasen, Konzentration ist kaum möglich und innere Unruhe nagt an der Lebensqualität. Manche entdecken die Cannabispflanze als Hilfe, wenn nichts anderes wirkt. So berichten Patient:innen nach der Umstellung auf medizinisches Cannabis von mehr Ruhe, besserem Schlaf und einem Plus an Lebensqualität. Doch wie wirksam ist die Pflanze wirklich bei ADHS – und wie sieht die Datenlage aus?

Cannabispflanze mit Himmelbackdrop - symbolisch für einen Freienkopf dank medizinischem Cannabis bei ADHS

  1. ADHS ist eine neurologische Störung mit vielseitigen Symptomen.
  2. Die Cannabispflanze beeinflusst Nervensystem & Botenstoffe und könnte Symptome positiv beeinflussen.
  3. Kleinere Studien zeigen Verbesserungen von Konzentration, Impulsivität und Schlaf bei einigen Patient:innen.
  4. Nebenwirkungen und ein erhöhtes Suchtrisiko machen ärztliche Kontrolle zwingend notwendig.
  5. Die Datenlage ist noch lückenhaft, es fehlen Langzeitstudien.
  6. Eine Cannabistherapie sollte stets individualisiert und durch Fachleute begleitet werden.
  7. Ziel ist immer Symptomverbesserung, nicht Rausch – und nicht jeder profitiert gleichermaßen.

ADHS verstehen: Wenn Gedanken permanent springen

ADHS ist eine neurologische Störung, die sich durch Konzentrationsprobleme, Impulsivität und Hyperaktivität äußert. Besonders Erwachsene mit ADHS kämpfen oft mit Durchhaltevermögen, innerer Unruhe und sozialen Schwierigkeiten. Klassische Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin) helfen vielen – doch nicht allen.

Warum die Cannabispflanze bei ADHS interessant ist

Die Cannabispflanze enthält über 120 sogenannte Cannabinoide, die zentralnervöse Prozesse beeinflussen. Wichtig sind v. a.:

  • THC: psychoaktiv, wirkt dämpfend, angstlösend, kann das Dopaminsystem modulieren
  • CBD: nicht berauschend, lindert Ängste, beruhigt und wirkt ausgleichend

Das Endocannabinoid-System hat eine zentrale Bedeutung für Aufmerksamkeit, Impulssteuerung und emotionales Gleichgewicht – alles Bereiche, die bei ADHS gestört sind. Die Wirkung der Cannabispflanze auf diese Regulationssysteme interessiert Forschung und Praxis gleichermaßen.

Wissenschaftlicher Kontext: Was sagen Studien?

Positive Effekte in Einzelfallserien & kleinen Studien

  • Erwachsene mit therapieresistentem ADHS berichten nach dem Umstieg auf medizinisches Cannabis von weniger Impulsivität, besserem Fokus und verbesserter Schlafqualität.
  • Eine randomisierte Doppelblindstudie zeigte reduzierte ADHS-Symptome und keine kognitive Beeinträchtigung durch Cannabisextrakte (u. a. Sativex mit THC und CBD im Verhältnis 1:1).
  • Zum Teil konnte gezeigt werden, dass mit medizinischer Cannabis-Therapie andere Medikamente reduziert oder abgesetzt werden konnten.

Risiken: Sucht, Nebenwirkungen und offene Fragen

  • ADHS-Betroffene haben ein 3-fach erhöhtes Risiko für Cannabisabhängigkeit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Kritisch wichtig sind ärztliche Kontrolle, Dosierung und eine lückenlose Betreuung.
  • Nicht alle profitieren – subjektive Berichte reichen von deutlicher Besserung bis zu Verschlechterung einzelner Symptome.
  • Es fehlt an großangelegten, hochwertigen Langzeitstudien zur Sicherheit und Wirksamkeit.

Medizinisches Cannabis (Cannabispflanze) in der ADHS-Therapie

  • Kommt primär zum Einsatz, wenn klassische ADHS-Therapien versagen oder schwere Nebenwirkungen verursachen.
  • Die Behandlung erfolgt unter strenger ärztlicher Kontrolle, meist als Cannabisblüte oder Fertigarzneimittel (z. B. Sativex-Spray).
  • Ziel ist nicht das „High“, sondern eine Verbesserung von Konzentration, emotionaler Selbstkontrolle und Schlaf.

Ausblick & Fazit

Die Cannabispflanze bietet neue Möglichkeiten bei ADHS – aber keine Patentlösung. Einige Patient:innen profitieren, andere nicht oder machen ungünstige Erfahrungen, vor allem bei Selbstmedikation und fehlender Kontrolle. Die Forschung steht noch am Anfang, der Nutzen ist individuell unterschiedlich. Wer eine Cannabistherapie erwägt, sollte sich an spezialisierte Ärzt:innen wenden und Begleittherapien (z. B. Psychotherapie) nicht vernachlässigen.

Quellen:

  1. ADHSpedia.de: Cannabis und ADHS, 2018.
  2. Can-doc.de: Was Studien über ADHS, Cannabis und seine Wirkung sagen, 2024.
  3. Bloomwell.de: Klinische Studie zur Wirksamkeit von Cannabinoiden bei ADHS, 2024.
  4. Avaay.de: Cannabis, ADHS und was die Wissenschaft dazu sagt, 2025.
  5. Zentrales ADHS Netz: Stellungnahme ADHS & Cannabis, 2024.
  6. DoktorABC: Cannabis gegen ADHS – Was sagt die Forschung?, 2024.
  7. Hanfgeflüster.de: CBD und ADHS – Forschung und Erfahrungsberichte, 2025.

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Häufig gestellte Fragen

Bei medizinischer Anwendung unter ärztlicher Aufsicht ist das Abhängigkeitsrisiko von Medizinalcannabis gering, da die Dosis und die Verschreibungsmenge sorgfältig von dem/der behandelnden Ärzt:in überwacht werden.

Einige Erwachsene mit ADHS berichten, dass sie durch medizinisches Cannabis ruhiger, fokussierter und weniger impulsiv werden.1,2 Allerdings reagiert jeder unterschiedlich und die Studienlage ist noch begrenzt. Medizinalcannabis kann eine alternative Therapieoption Option sein, wenn herkömmliche ADHS-Medikamente nicht ausreichen.

1 Mitchell JT, Sweitzer MM, Tunno AM, Kollins SH, McClernon FJ. "I Use Weed for My ADHD": A Qualitative Analysis of Online Forum Discussions on Cannabis Use and ADHD. PLoS One. 2016 May 26;11(5):e0156614. doi: 10.1371/journal.pone.0156614. PMID: 27227537; PMCID: PMC4882033.

2 Sarris J, Sinclair J, Karamacoska D, Davidson M, Firth J. Medicinal cannabis for psychiatric disorders: a clinically-focused systematic review. BMC Psychiatry. 2020 Jan 16;20(1):24. doi: 10.1186/s12888-019-2409-8. PMID: 31948424; PMCID: PMC6966847.

Bei medizinischer Anwendung unter ärztlicher Aufsicht ist das Abhängigkeitsrisiko von Medizinalcannabis gering, da die Dosis und die Verschreibungsmenge sorgfältig von dem/der behandelnden Ärzt:in überwacht werden.

Die Kombination von Cannabis mit ADHS-Medikamenten sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Wechselwirkungen sind möglich und können die Wirkung beeinflussen. Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.

Einige Erwachsene mit ADHS berichten, dass sie durch medizinisches Cannabis ruhiger, fokussierter und weniger impulsiv werden.1,2 Allerdings reagiert jeder unterschiedlich und die Studienlage ist noch begrenzt. Medizinalcannabis kann eine alternative Therapieoption Option sein, wenn herkömmliche ADHS-Medikamente nicht ausreichen.

1 Mitchell JT, Sweitzer MM, Tunno AM, Kollins SH, McClernon FJ. "I Use Weed for My ADHD": A Qualitative Analysis of Online Forum Discussions on Cannabis Use and ADHD. PLoS One. 2016 May 26;11(5):e0156614. doi: 10.1371/journal.pone.0156614. PMID: 27227537; PMCID: PMC4882033.

2 Sarris J, Sinclair J, Karamacoska D, Davidson M, Firth J. Medicinal cannabis for psychiatric disorders: a clinically-focused systematic review. BMC Psychiatry. 2020 Jan 16;20(1):24. doi: 10.1186/s12888-019-2409-8. PMID: 31948424; PMCID: PMC6966847.

Rechtlich ist es nicht ausgeschlossen, aber Ärzte sind sehr zurückhaltend bei Minderjährigen. Nur in Ausnahmefällen bei sehr schwerer ADHS und wenn alle anderen Therapien versagt haben. Oft wird zu CBD-reichen Produkten gegriffen.

Bei ordnungsgemäßer medizinischer Anwendung ist der Führerscheinentzug unwahrscheinlich. Wichtig sind eine ärztliche Begleitung der Therapie, eine ärztliche Dokumentation und der Nachweis der medizinischen Notwendigkeit.

Beim Vaporizer wirkt Cannabis nach wenigen Minuten für 2-4 Stunden. Öle/Kapseln entfalten die Wirkung nach bis zu zwei Stundenhaben aber eine längere Wirkdauer. Viele Ptient:innen kombinieren die Darreichungsformen für eine optimale Versorgung. Die Einstellungsphase kann mehrere Wochen dauern. Ihr Arzt/Ihre Ärztin erstell für Sie einen personalisierten Therapieplan.

Sie sind nicht verpflichtet, von Ihrer Therapie zu erzählen, solange Ihre Leistung nicht beeinträchtigt wird. Medizinalcannabis zur Behandlung zahlreicher Symptome wird gesellschaftlich zunehmend akzeptiert. Ein offener Austausch hilft meistens dabei, Vorbehalte und Fragen zu Medizinalcannabis zu klären.

Patient:innen mit ADHS berichten von weniger Nebenwirkungen als mit konventionellen ADHS-Medikamenten. Einige berichten von einer positiven Wirkung auf Symptome wie Hyperaktivität und Impulsivität unter Medizinalcannabis.7

7 Stueber A, Cuttler C. Self-Reported Effects of Cannabis on ADHD Symptoms, ADHD Medication Side Effects, and ADHD-Related Executive Dysfunction. J Atten Disord. 2022 Apr;26(6):942-955. doi: 10.1177/10870547211050949. Epub 2021 Oct 11. PMID: 34632827.