Chronische Schmerzen und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) sind zwei Krankheitsbilder, die das Leben vieler Menschen tiefgreifend beeinflussen. Beide Erkrankungen bringen erhebliche Einschränkungen im Alltag mit sich und sind häufig von langen Leidenswegen geprägt. Die klassische Schmerztherapie – oft mit Opioiden, Antidepressiva oder Antikonvulsiva – stößt bei vielen Patient:innen an ihre Grenzen. Nebenwirkungen, Abhängigkeit und eine sinkende Lebensqualität sind keine Seltenheit.
In den letzten Jahren rückt Medizinalcannabis als ergänzende oder alternative Therapieoption immer mehr in den Fokus. Dr. Matthias Giesel, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, berichtet aus seiner täglichen Praxis, wie Medizinalcannabis insbesondere für Patient:innen mit chronischen Schmerzen und ADHS eine wertvolle Ergänzung sein kann.
Chronische Schmerzen sind ein komplexes Phänomen. Sie entstehen oft durch Erkrankungen wie Arthrose, Bandscheibenvorfälle, Migräne oder auch als Begleitsymptom bei ADHS. Die Standardtherapie setzt meist auf eine Kombination aus Schmerzmitteln, Antidepressiva, Antikonvulsiva und manchmal auch Opiaten. Dr. Giesel schildert:
„Viele meiner Patient:innen haben einen langen Weg hinter sich. Sie haben verschiedene Medikamente ausprobiert, oft mit wenig Erfolg oder erheblichen Nebenwirkungen. Besonders problematisch sind die klassischen Opioide – sie machen müde, antriebslos und können zu einer echten Abhängigkeit führen. Die Lebensqualität leidet massiv.“
Opioide und andere starke Schmerzmittel wirken dämpfend auf das zentrale Nervensystem. Sie können zwar Schmerzen lindern, führen aber häufig zu einer Vielzahl von Nebenwirkungen:
Gerade bei Patient:innen mit ADHS, die ohnehin mit Konzentrationsproblemen und innerer Unruhe kämpfen, verschärfen diese Nebenwirkungen oft die bestehenden Symptome. Viele berichten, dass sie sich mit den klassischen Medikamenten „wie im Nebel“ fühlen und ihren Alltag kaum noch bewältigen können.
ADHS wird oft als Kinder- oder Jugendkrankheit wahrgenommen, doch sie begleitet viele Menschen ein Leben lang. Erwachsene mit ADHS leiden unter Konzentrationsstörungen, innerer Unruhe, Impulsivität und häufig auch unter chronischen Schmerzen. Die klassische Therapie setzt auf Stimulanzien wie Methylphenidat oder Amphetamin-Derivate. Doch auch hier sind Nebenwirkungen wie Herzrasen, Schlaflosigkeit, Appetitverlust und emotionale Dämpfung häufig.
Dr. Giesel erklärt:„Nicht alle Patient:innen vertragen die klassischen ADHS-Medikamente. Manche erleben eine regelrechte Wesensveränderung, fühlen sich nicht mehr wie sie selbst oder entwickeln zusätzliche psychische Probleme wie Depressionen oder Ängste. Die Suche nach einer passenden Therapie ist für viele ein langer, frustrierender Prozess.“
Im Zuge der Liberalisierung und zunehmenden Forschung wird Medizinalcannabis immer häufiger als Therapieoption diskutiert. Für viele Patient:innen mit chronischen Schmerzen und/oder ADHS eröffnet sich damit ein neuer Weg – insbesondere, wenn andere Medikamente versagen oder zu starke Nebenwirkungen verursachen.
Dr. Giesel berichtet aus seiner Praxis:„Cannabis ist kein Allheilmittel, aber für viele Patient:innen eine echte Chance. Es kann Schmerzen lindern, die innere Unruhe bei ADHS mildern und die Lebensqualität spürbar steigern. Entscheidend ist die individuelle Einstellung der Therapie und die enge ärztliche Begleitung.“
Die wichtigsten Wirkstoffe im Cannabis sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Beide Substanzen wirken auf das körpereigene Endocannabinoid-System, das an der Regulation von Schmerz, Stimmung, Aufmerksamkeit und Schlaf beteiligt ist.
Je nach Krankheitsbild und individuellen Bedürfnissen werden verschiedene Sorten und Darreichungsformen (Blüten, Extrakte, Öle) eingesetzt. Die Dosierung erfolgt immer individuell und wird im Verlauf angepasst.
Viele Patient:innen berichten, dass sie unter Cannabistherapie deutlich weniger Nebenwirkungen erleben als unter Opioiden oder klassischen Psychopharmaka. Müdigkeit, Verstopfung oder emotionale Abstumpfung treten seltener auf. Die meisten Nebenwirkungen von Cannabis – wie Mundtrockenheit, leichte Müdigkeit oder kurzfristige Appetitsteigerung – sind mild und vorübergehend.
Während Opioide ein hohes Abhängigkeits- und Missbrauchspotenzial haben, ist das Risiko bei Medizinalcannabis deutlich geringer. Dr. Giesel betont:„Natürlich kann auch Cannabis missbraucht werden, aber bei medizinischer Anwendung unter ärztlicher Kontrolle ist das Risiko überschaubar. Viele Patient:innen berichten sogar, dass sie dank Cannabis andere Medikamente – insbesondere Opioide – reduzieren oder ganz absetzen konnten.“
Der vielleicht größte Vorteil: Viele Patient:innen gewinnen durch die Cannabistherapie ein Stück Lebensqualität zurück. Sie fühlen sich wacher, motivierter und können wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.Ein Patient berichtet:„Ich kann wieder mit meinen Kindern spielen, habe Freude an alltäglichen Dingen und bin nicht mehr ständig von Müdigkeit oder Schmerzen geplagt.“
Dr. Giesel schildert eindrucksvolle Fälle aus seiner Praxis. Viele Patient:innen kommen nach Jahren erfolgloser Therapie und mit großer Skepsis. Die ersten Wochen der Cannabistherapie sind oft von Unsicherheit geprägt – wie wirkt das Medikament? Was werden Freunde, Familie oder Arbeitgeber sagen?
Eine Patientin mit ADHS und chronischen Kopfschmerzen berichtet:„Ich hatte täglich Kopfschmerzen und habe verschiedene Medikamente ausprobiert. Mit Medikinet bekam ich Herzrhythmusstörungen, Opioide haben mich nur müde gemacht. Erst durch die Cannabistherapie haben die Schmerzen nachgelassen, und ich fühle mich endlich wieder klar im Kopf.“
Ein anderer Patient, der jahrelang unter Rückenschmerzen und ADHS litt, erzählt:„Ich habe alle gängigen Schmerzmittel ausprobiert, aber nichts hat geholfen. Unter Cannabis bin ich entspannter, kann besser schlafen und bin tagsüber konzentrierter. Die Nebenwirkungen sind minimal.“
Eine erfolgreiche Cannabistherapie erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient:in und Ärzt:in. Dr. Giesel betont:„Das Erstgespräch ist entscheidend. Ich nehme mir viel Zeit, um die individuelle Situation, die bisherigen Therapieversuche und die Erwartungen an die Cannabistherapie zu verstehen. Nur so kann ich gemeinsam mit dem Patienten die richtige Sorte und Dosierung finden.“
Regelmäßige Kontrolltermine, eine offene Kommunikation über Wirkung und Nebenwirkungen sowie die Bereitschaft, die Therapie flexibel anzupassen, sind unerlässlich. Die Therapie mit Medizinalcannabis ist kein statischer Prozess, sondern ein Weg, der gemeinsam gegangen wird.
Dr. Giesel sieht Medizinalcannabis als Teil eines umfassenden Therapiekonzepts. Neben der medikamentösen Behandlung spielen auch psychotherapeutische Maßnahmen, Entspannungstechniken und eine strukturierte Alltagsgestaltung eine wichtige Rolle – sowohl bei chronischen Schmerzen als auch bei ADHS.
„Cannabis kann helfen, Symptome zu lindern und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu verbessern, wenn die Therapie individuell abgestimmt und kontinuierlich begleitet wird. Entscheidend ist, dass Patient:innen nicht allein gelassen werden, sondern ein Netzwerk aus Ärzt:innen, Therapeut:innen und Apotheker:innen sie unterstützt.“
Trotz wachsender Akzeptanz gibt es noch immer viele Vorurteile gegenüber Medizinalcannabis – sowohl im privaten Umfeld als auch im Gesundheitssystem. Patient:innen berichten von Skepsis, Unverständnis oder gar Ablehnung durch Ärzt:innen, Therapeut:innen oder Arbeitgeber.
Dr. Giesel plädiert für mehr Offenheit und Aufklärung:„Cannabis als Medikament ist nicht gleichzusetzen mit Freizeitkonsum. Entscheidend ist die ärztliche Begleitung, die richtige Dosierung und eine verantwortungsvolle Anwendung. Nur so können wir das Stigma abbauen und Patient:innen die Therapie ermöglichen, die sie brauchen.“
Viele Patient:innen stehen vor der Herausforderung, ihre Cannabistherapie im Alltag zu integrieren. Besonders im Berufsleben – vor allem in konservativen Branchen – ist die Offenheit für das Thema oft gering. Manche entscheiden sich, ihre Medikation zu verschweigen, um Vorurteilen und Nachteilen aus dem Weg zu gehen.
Auch im Familien- und Freundeskreis gibt es häufig Unsicherheiten. Dr. Giesel empfiehlt, offen über die Therapie zu sprechen, aber auch die eigenen Grenzen zu wahren.„Es ist wichtig, sich nicht zu rechtfertigen, sondern sachlich über die Vorteile und die medizinische Notwendigkeit der Therapie zu informieren.“
Die Forschung zu Medizinalcannabis bei chronischen Schmerzen und ADHS steckt noch in den Kinderschuhen, zeigt aber vielversprechende Ergebnisse. Studien deuten darauf hin, dass Cannabis bei vielen Patient:innen die Schmerzintensität senken, die Schlafqualität verbessern und die Lebensqualität steigern kann. Auch bei ADHS gibt es Hinweise auf eine Reduktion von Impulsivität, Unruhe und Konzentrationsproblemen.
Wichtig ist die individuelle Dosierung und die kontinuierliche ärztliche Begleitung, um Nebenwirkungen zu minimieren und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Viele Patient:innen mit ADHS berichten auch von Schlafproblemen. Weitere Informationen finden sich auf schlafstoerung-cannabis.de.
Chronische Schmerzen und ADHS stellen Patient:innen und Behandelnde vor große Herausforderungen. Die klassische Schmerztherapie mit Opioiden und anderen starken Medikamenten ist oft mit erheblichen Nebenwirkungen und Risiken verbunden. Medizinalcannabis bietet für viele eine wertvolle Alternative: weniger Nebenwirkungen, geringeres Abhängigkeitsrisiko und eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität.
Dr. Giesel betont:„Die Therapie mit Medizinalcannabis ist kein Allheilmittel, aber sie eröffnet neue Perspektiven für Patient:innen, die mit klassischen Therapien nicht zurechtkommen. Entscheidend sind die individuelle Einstellung, die enge ärztliche Begleitung und ein ganzheitlicher Ansatz, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt."
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